Dank dem Chatbot ChatGPT ist die Künstliche Intelligenz (KI) gerade eines der Trendthemen in Deutschland. Auch für Fin.Connect.NRW hat das Thema eine große Bedeutung.

Die Einsatzmöglichkeiten von KI gehen weit über Chatbots hinaus. Autonomes Fahren, Industrie 4.0, Echtzeitübersetzung oder Preissetzungsalgorithmen sind nur wenige Beispiele. Aufgrund der quasi universellen Einsatzmöglichkeiten hat sich auch noch keine allgemeingültige Definition von KI durchgesetzt. Um zumindest ein gemeinsames Verständnis zu haben, kommt im Folgenden die Definition des KI-Monitors des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zur Anwendung. Demnach wird unter KI „die Schaffung von (quasi) intelligenten Programmen und Maschinen, welche Entscheidungen selbstständig treffen und basierend auf diesen Handlungen ausführen können“, verstanden.

Politische Bedeutung

Eben diesen universellen Einsatzmöglichkeiten hat KI auch seinen hohen Stellenwert in der Politik zu verdanken. Auf Ebene der EU wird gerade unter anderem der AI-Act verhandelt, der den regulatorischen Rahmen für den Einsatz von KI setzen soll. Ein weiterer Aspekt dabei ist ein Plan zur Koordinierung der Anstrengungen der EU-Mitgliedsstaaten. Seit 2018 hat auch die Bundesrepublik Deutschland ihre eigene KI-Strategie, die 2020 fortgeschrieben wurde. Und auch Nordrhein-Westfalen hat seine eigenen Ziele in Bezug auf KI: In der Strategie für das digitale Nordrhein-Westfalen von 2019 war eines der Ziele, „das Kompetenznetzwerk KI.NRW zu einem der führenden Kompetenznetzwerke in Europa auszubauen“.

Der Hintergrund all dieser Anstrengungen ist, dass KI ein entscheidender Faktor in der Bewältigung bedeutender Herausforderungen wie dem Klimawandel oder dem demografischen Wandel und gleichzeitig ein entscheidender Faktor im Wettbewerb zwischen Wirtschaftsstandorten und Unternehmen ist. Nur wer es schafft, die Chancen von KI zu nutzen und gleichzeitig über den regulatorischen Rahmen die Gefahren einzudämmen, der wird im internationalen Wettbewerb bestehen können.

KI-Startups und Unternehmen

Während der regulatorische Rahmen klar Aufgabe staatlicher und supranationaler Akteure wie der EU ist, ist es vor allem Aufgabe der Unternehmen, die Freiräume und Technologien zu nutzen, um entsprechende Angebote, wie ChatGPT, zu machen. Von entscheidender Bedeutung sind jedoch die Kunden. Nur wenn sie bereit sind, KI-Anwendungen zu akzeptieren sowie nachzufragen, werden Unternehmen entsprechende Produkte und Dienstleistungen entwickeln. Erfreulicherweise kann festgehalten werden, dass die Gesellschaft in Deutschland KI offen gegenübersteht. Den Unternehmen und damit der gesamten Wirtschaft kommt damit eine Schlüsselrolle zu, um KI voranzutreiben. Bis auf das Jahr 2022 hat die Wirtschaft diese Rolle auch ausgefüllt und KI maßgeblich vorangetrieben. Das Jahr 2022, das mit Energiekrise und Unsicherheiten durch den russischen Krieg gegen die Ukraine sehr außergewöhnlich war, ist somit auch an KI nicht spurlos vorrübergegangen. Dennoch setzten 2022 18,8 Prozent der Industrieunternehmen sowie der industrienahen Dienstleistungen KI ein und eine Mehrheit der Unternehmen schreibt KI mehr Chancen als Risiken zu.

Diese reinen Indikatoren sind für sich genommen jedoch nicht allumfassend. Wirklich entscheidend sind die kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU). Unter KMU werden typischerweise diejenigen Unternehmen zusammengefasst, die weniger als 250 Beschäftigte und weniger als 50 Millionen Euro Umsatz aufweisen. Unter diese Kategorie fallen mehr als 97 Prozent aller Unternehmen in Deutschland und sie beherbergen mehr als 64 Prozent aller Beschäftigten in der EU. Insbesondere zählen unter die KMU in der Regel auch die Startups. Was genau ein Startup ist, darüber gibt es verschiedene Definitionen. Eine der strengeren Definitionen stammt von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Demnach zählt ein Unternehmen als Startup, wenn es höchstens fünf Jahre alt ist und es Beschäftigte sowie einen Gründer im Vollerwerb gibt. Zudem muss ein Unternehmen innovations- oder wachstumsorientiert sein, das heißt, es betreibt Forschung und Entwicklung oder bietet eine deutschlandweite Marktneuheit an. Die Angaben der KfW stellen aufgrund der Strenge der Kriterien eher eine Untergrenze der Anzahl an Startups dar. Einige Autoren zähen zu den Startups Unternehmen, die maximal 12 Jahre alt sind, während eine Studie im Auftrag der Bundesverband Deutsche Startups eine Obergrenze von maximal 10 Jahren setzt. Insgesamt gab es 2021 jedoch mehr als 600.000 Existenzgründungen verglichen mit den bestehenden 3,4 Millionen rechtliche Einheiten. Das Potenzial wird daran deutlich, dass viele der Unternehmen, die unser tägliches Leben heute beeinflussen vor kurzem selbst Startups waren. Beispielsweise wurde Google (Alphabet) 1998 gegründet, Amazon 1994 und Facebook ging 2004 online, während es BioNTech seit 2008 gibt. Insbesondere für eine Schlüsseltechnologie wie KI gilt: Ein Startup von heute kann sich schnell zu einem bedeutenden Unternehmen mit einer Billionen-Euro-Bewertung entwickeln.

KI-Startups in NRW und Deutschland

Dies bringt uns zu der Frage, wie viele KI-Unternehmen in NRW und Deutschland es überhaupt gibt. Dazu gibt es verschiedene Untersuchungen, deren Ergebnisse im Folgenden kurz zusammengefasst werden sollen. Zunächst ist die Studie des Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zu nennen. Im Jahr 2022 wurden im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) Unternehmensgründungen im Bereich KI untersucht. So gibt es 2021 mehr als 6.000 Unternehmen in Deutschland, die seit 1995 gegründet wurden, im Bereich KI tätig sind und im Jahr 2021 noch wirtschaftsaktiv waren. Dies beinhaltet nicht unbedingt Unternehmen, die seit der Gründung im Bereich KI aktiv sind, sondern auch diejenigen, die mittlerweile an KI forschen und entsprechenden Waren sowie Dienstleistungen anbieten. Von diesen mehr als 6.000 Unternehmen wurden mehr als 850 in Berlin gegründet. Dahinter folgt München mit mehr als 600 Unternehmen (zusätzlich mehr als 125 im Umland von München) vor Hamburg mit mehr als 325. Köln ist der bedeutendste Standort in NRW und verzeichnet mehr als 200 Unternehmen. Düsseldorf ist immerhin noch der Standort für mehr als 125 Unternehmen. Eine weitere Analyse zu Startups nach Bundesländern ist im Innovationsbericht Nordrhein-Westfalen zu finden. Im Juni 2021 gab es somit rund 700 Startups mit KI-Anwendungen in Deutschland. Lediglich 77 davon hatten ihren Standort in NRW. In Berlin sind 205 Startups zu finden, in Bayern 157 und in Hamburg 83.

Weitere Informationen zum Bundesländervergleich bietet die mittlerweile sechste AI Startup Landscape. So konnten 2023 mehr als 500 KI-Startups in Deutschland gezählt werden. Lediglich rund 10 Prozent davon stammen aus NRW. Damit ist NRW auf dem dritten Platz hinter Berlin (32,5 Prozent) und Bayern (24,6 Prozent). Es werden jedoch auch Angaben zu Einwohnern je KI-Startup veröffentlicht. In Berlin kommen auf jedes KI-Startup rund 22.000 Einwohner. In NRW sind es jedoch rund 345.000. Damit landet NRW noch hinter Bremen auf dem 8. Platz.

Zuletzt muss noch auf die KI.Landkarte im Auftrag der Landesregierung NRWs hingewiesen werden. Hier werden aktuell 172 Unternehmen aufgeführt, die Angebote im Bereich KI machen. 117 davon sind Startups.

Fazit

Startups prägen maßgeblich die Wirtschaft und damit den Wohlstand von morgen. Dies gilt insbesondere für die Schlüsseltechnologie Künstliche Intelligenz. Nordrhein-Westfalen ist in Bezug auf das Bruttoinlandsprodukt das größte Bundesland noch vor Bayern und Baden-Württemberg. Im Bereich KI dominieren jedoch andere Bundesländer. In Bezug auf die Anzahl an KI-Startups führen Berlin und München sowie zum Teil Hamburg. Bei der Anzahl KI-Startups in Relation zur Bevölkerung ist NRW lediglich Mittelfeld. Es besteht somit Nachholbedarf.

Die gute Nachricht ist jedoch, dass dafür kein massiver Kapitaleinsatz notwendig ist. Dies offenbart der Deutsche Startup Monitor 2022. Hierzu wurden 1.976 Startups nach wichtigen Hebeln zur Stärkung des Startups-Ökosystems befragt. Mit 89,9 Prozent dominiert die Beschleunigung und Vereinfachung von Verwaltungsprozessen, dahinter folgen mit 76,1 Prozent die Öffnung und Vereinfachung öffentlicher Vergaben für Startups sowie mit 67,1 Prozent die Vereinfachung von Mitarbeiterbeteiligungen. Mit mehr als 60 Prozent wurden auch noch die Ausweitung staatlicher Venture-Capital-Investitionen, der Aufbau einzelner Leuchtturm-Gründerzentren an Universitäten und die Einführung eines speziellen Visums für IT-Fachkräfte und potenzielle Gründer genannt. Mit seiner Bevölkerung und seiner Wirtschaftskraft hat NRW alle Möglichkeiten, denn mit Fin.Connect.NRW verfügt es über eine Initiative, die sich auch der Verbesserung der Finanzierung von innovativen Start-ups zum Ziel gesetzt hat.


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