An der Finanzierung von großen Infrastrukturprojekten ist häufig eine Vielzahl an Kreditinstituten und Investoren beteiligt. Je nach Größe und überregionaler Bedeutung des Projektes sind sogar mehrere Förderbanken beteiligt. Die Relevanz der Vernetzung in der Infrastrukturfinanzierung sei hier am Beispiel der Finanzierung von Windparks verdeutlicht.

Kapitalsparender technologischer Fortschritt durch Digitalisierung ist bei vielen Unternehmen bereits angekommen. So nutzen mittlerweile viele Beschäftigte durch die technischen Möglichkeiten der Digitalisierung vermehrt das Homeoffice, was den Unternehmen die Möglichkeit bietet, Büroflächen zu reduzieren. Durch Cloud Computing ist es zudem möglich, Maschinen und Fahrzeuge zu leihen und nutzungsbasiert abzurechnen, was auch als Anything-as-a-Service (XaaS) bekannt ist. Diese Technologie weist einige Parallelen zum Leasing auf. Beide ermöglichen es Unternehmen, Kapitalgüter bilanzschonend einzusetzen, indem die Unternehmen Kapitalgüter, wie Maschinen oder Gebäude, nicht mehr kaufen müssen, sondern als Dienstleistung gegen Gebühr beziehen.

Für die Finanzierung von Zukunftstechnologien und Investitionen in Infrastruktur spielen Banken, Sparkassen, Versicherungen, Private Equity, Förderbanken und Investoren eine herausragende Rolle. Diese müssen für die Finanzierung von Großprojekten miteinander vernetzt sein. Zum einen, weil die Großkreditbeschränkung in der Bankenregulierung eine syndizierte Kreditvergabe erfordert. Zum anderen, weil die Banken und Investoren bei komplexen Finanzierungen ihre jeweilige Expertise als Spezialisierungsvorteil für entsprechende Teilbereiche der Finanzierung nutzen können. Komplexe Finanzierungen erfordern deshalb eine Zusammenarbeit und die Nutzung von Synergien.

Große Infrastrukturprojekte und Investitionen in die Energiewende können häufig nur mit Hilfe dieser Vernetzung realisiert werden. Vernetzung in der Finanzierung ist deshalb ein hochrelevantes Thema gerade für die digitale und klimaneutrale Transformation in NRW. Dies ist vor allem relevant, wenn Fördermittel der EU regional eingesetzt werden sollen. Das System der Förderbanken besteht aus mehreren Ebenen, die untereinander zusammenarbeiten müssen. Auf der europäischen Ebene befinden sich die European Investment Bank (EIB), der European Investment Fund (EIF) und die European Bank for Reconstruction and Development (EBRD), auf nationaler Ebene in Deutschland gibt es die KfW Bankengruppe (Kreditanstalt für Wiederaufbau) und Förderbanken auf Länderebene, z.B. die NRW.BANK in Nordrhein-Westfalen. Die Europäische Union fördert die digitale und klimaneutrale Transformation beispielsweise durch den Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI) und seinen Nachfolger InvestEU. Beide Fonds bieten Garantien aus dem EU-Haushalt zur Erstverlustabsicherung der EIB-Gruppe an, um privates Kapital zu mobilisieren. Mit diesen Instrumenten können Finanzmittel für Vorhaben bereitgestellt werden, die mit höheren Risiken behaftet sind. Das sind in der Regel Investitionen in die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der EU. Eine Quote nach Branchen und Ländern existiert dabei nicht. Kriterium für den Einsatz dieser Förderinstrumente ist, dass die Projekte für eine Förderung in Frage kommen, d.h. einen Beitrag dazu leisten, dass die EU digital und klimaneutral wird.

Die europäischen Gelder vergibt die EIB. Die Instrumente der EIB dienen dabei der Mobilisierung von Kapital durch Investoren, nationale Förderbanken und Geschäftsbanken. Dies sei im Weiteren am Beispiel der Finanzierung von Windparks verdeutlicht, woran in der Regel ein größeres Konsortium an Finanzierern und Investoren beteiligt ist. Mit ein Grund für die Vernetzung der einzelnen Fremd- und Eigenkapitalgeber ist die Verteilung der Risiken, die auftreten können. Damit kommt den Garantieinstrumenten von EFSI und InvestEU eine wichtige Rolle zu, denn sie können die Risikoaufteilung für die privaten Geldgeber verbessern und somit die Finanzierung von Infrastrukturprojekten für sie attraktiver machen. Denn privates Kapital kann oft nur mobilisiert werden, wenn auch risikoscheuere Geldgeber ihr Kapital für die Finanzierung zur Verfügung stellen.

Die NRW.BANK ist die zweigrößte Förderbank Deutschlands nach der KfW. Neben klassischen Kredit-Förderprogrammen und Risikoabsicherungen kommt dem Beteiligungsbereich als Ankerinvestor bei Private Equity und Venture Capital-Investitionen eine große Bedeutung zu, besonders bei innovativen und technologieorientierten Unternehmensgründungen, aber auch bei fremd- und eigenkapitalfinanzierten Infrastrukturprojekten, die die Transformation ermöglichen und beschleunigen können.

Finanzierung von Windparks in Deutschland

Für die Finanzierung von sechs Windparks in Deutschland wurden Kredite der EIB in Höhe von fast 2,2 Milliarden Euro genutzt. Dieses hat die Mobilisierung von weiterem privaten und öffentlichem Kapital ermöglicht. Um die notwendige Zusammenarbeit zu gewährleisten, mussten aber eine Vielzahl an Akteuren der Finanzbranche bereits im Vorfeld vernetzt sein. So wurden für das Windprojekt Trianel Borkum West II in der deutschen Nordsee Kredite von der EIB und der NRW.BANK zur Verfügung gestellt, während die KfW Ipex Bank, eine Tochter der KfW, das Vorhaben als Versicherungs- und technische Bank sowie als Vorfinanzierer für die Mehrwertsteuer unterstützte. Zudem stellte die belgische Bank Dexia Garantien zur Kreditabsicherung bereit. Hieran zeigt sich, dass auch mehrere Förderbanken an solchen Projekten beteiligt sein können, und dass die Banken und Investoren Synergien nutzen, indem sie ihre jeweilige Expertise und ihre Spezialisierungsvorteile in die Finanzierung einbringen. An dem Offshore Windpark Global Tech I waren neun Gesellschafter als Eigenkapitalgeber beteiligt, während neben der EIB und der KfW zusätzlich noch 16 Geschäftsbanken das Fremdkapital bereitstellten. Eine Kooperation zwischen Förderbanken, nämlich der EIB und der KfW zusammen mit der Bremer Landesbank, findet sich auch bei der Finanzierung des Windparks Butendiek. Diese Beispiele zeigen, dass zwischen den einzelnen Finanzierern Synergien bestehen, die für die Finanzierung von komplexen Großprojekten genutzt werden sollten. Für die Verbesserung der Finanzierung insbesondere für die Finanzierung der digitalen und klimaneutralen Transformation dürfte es deshalb sinnvoll sein, diese Kooperationen weiter auszubauen.

In Deutschland werden für die Finanzierung von Windparks gemessen an der Wirtschaftsleistung nicht einmal durchschnittlich hohe Volumina im europäischen Vergleich an europäischen Mitteln abgerufen. Während die EIB in der EU Windparks mit einem Volumen in Höhe von 0,07 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der EU finanziert, belaufen sich ihre Finanzierungsbeiträge in Deutschland nur auf 0,06 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts. Dies mag zu einem Teil daran liegen, dass andere Länder günstigere Bedingungen für stetigen Wind im Vergleich zu Deutschland aufweisen. Es kann aber auch bedeuten, dass Deutschland die Potenziale aus EFSI und InvestEU stärker nutzen könnte.

Spitzenreiter in der Nutzung europäischer Fördermittel

Bei der Nutzung der europäischen Fördermittel für die digitale und klimaneutrale Transformation im Bereich der Windenergie ist Belgien Spitzenreiter im europäischen Vergleich. Für Windparks wurden hier Mittel der EIB in Höhe von 0,3 Prozent des belgischen Bruttoinlandsprodukts abgerufen. Insgesamt beläuft sich die Fördersummen dort auf 1,5 Milliarden Euro. So wurden für die beiden Windparks Mermaid und Seastar Garantien des EFSI in Höhe von 250 Millionen Euro genutzt. Auch für Northwester II konnten Garantien des EFSI privates Kapital mobilisieren. Die hohen Ambitionen in Belgien für den Ausbau der Windkraft können auch auf den geplanten Atomausstieg zurückzuführen sein sowie das Ziel, bis 2050 vollständig auf fossile Energie zu verzichten. Die Zahlen verdeutlichen jedenfalls, wie wichtig die europäischen Garantien für die Mobilisierung von privatem Kapital und damit für die Finanzierung der Energiewende sind.

Der Windpark auf dem Berg Orites bei Paphos auf Zypern ist eher klein im Vergleich zu anderen Windparks und auch die Fördersumme von 65 Millionen Euro durch die EIB eher gering im europäischen Vergleich. Doch gemessen an der Größe der Wirtschaft Zyperns ist diese Förderung mit einem Volumen von 0,28 Prozent des BIP Zyperns auf Platz zwei in der EU zu verorten.

Auf Platz drei bei der Nutzung europäischer Fördermittel liegt Österreich mit genutzten Fördermitteln in Höhe von 0,2 Prozent des österreichischen Bruttoinlandsprodukts. Für den größten österreichischen Windpark wurden ebenfalls Garantien des EFSI genutzt, um privates Kapital zu mobilisieren. Gemeinsam mit der EIB finanzierte dies die UniCredit Bank Austria. Auch für die Finanzierung der Windparks Prinzendorf III, Powi I, Bruckneudorf und Höflein West wurden Garantien des EFSI genutzt. Im Vergleich zu Ländern mit Zugang zum Meer ist der Ausbau der Windenergie in Österreich stark vorangeschritten. Die starke Nachfrage nach den Mitteln des EFSI kann somit wohl auf die ambitionierten Klimaziele Österreichs zurückzuführen sein.

Weitere Länder nutzen wenig Fördermittel

Zu den Ländern, die die Garantie- und Kreditinstrumente der EIB für den Ausbau von Windenergie nur in unterdurchschnittlichen Volumina nutzen, gehört trotz des Zugangs zum Meer und damit zu stetigem Wind beispielsweise Frankreich. Die genutzten Kreditvolumina liegen lediglich bei 0,04 Prozent des französischen Bruttoinlandsprodukts. In Frankreich wurden drei schwimmende Windparks finanziert. Dies ermöglicht es, die Turbinen in tieferen Gewässern zu installieren, wo der Wind stärker und beständiger weht. Ein möglicher Grund für die unterdurchschnittliche Nutzung von europäischen Fördermitteln ist möglicherweise, dass der Schwerpunkt der Energiegewinnung in Frankreich eher auf dem Einsatz von Kernkraft liegt.

In Italien werden die Mittel für den Ausbau der Windkraft trotz der langen Küsten ebenfalls nur unterdurchschnittlich genutzt. Auch hier belaufen sich die genutzten Fördervolumina auf nur 0,04 Prozent des italienischen Bruttoinlandsprodukts. Gefördert wurden zwei Projekte mit einem Volumen von insgesamt 750 Millionen Euro.

Komplexe Finanzierungen erfordern Vernetzung

Die Finanzierung von Projekten der Energiewende im Speziellen, aber auch für Projekte zur Vollendung der digitalen und klimaneutralen Transformation im Allgemeinen, ist nicht nur aufgrund der benötigten Volumina komplex, sondern auch wegen der kaum abschätzbaren Ausfallrisiken. Da viele dieser Finanzierungen eine höhere Risikostruktur aufweisen, helfen Garantiegeber, um private Geldmittel zu mobilisieren. Der EFSI und InvestEU stellen die notwendigen Garantieinstrumente zur Mobilisierung privaten Kapitals für die klimaneutrale Transformation zur Verfügung.

Dass die Mittel der EIB in den einzelnen europäischen Ländern unterschiedlich stark genutzt werden, hat allerdings nicht nur mit den unterschiedlichen Windverhältnissen der einzelnen Regionen zu tun, die für die Installation von Windkraftanlagen eine wichtige Bedingung darstellen. So ist natürlich in Ländern mit einem Zugang zum Meer mit mehr Investitionen in Windkraft zu rechnen als in Ländern ohne einen Meerzugang. Nicht zu vernachlässigen sind die unterschiedlichen politischen Bestrebungen hin zu einer Energiewende, die beispielsweise in Belgien und Österreich deutlich ambitionierter als in Frankreich sind, was sich auch an der unterschiedlichen Anzahl an Windkraftprojekten und damit der unterschiedlich hohen Beteiligung von Förderbanken widerspiegelt.

Diese Beispiele verdeutlichen, wie wichtig Vernetzung und Kooperation der Finanzierung – bei großen Projekten gerade auch mit der europäischen Ebene – für die Umsetzung der Energiewende und der Transformation der Wirtschaft von NRW sind. Fin.Connect.NRW strebt übergreifend eine stärkere Vernetzung der Banken, Förderbanken, Versicherungen und Investmentfonds an. Die Beispiele zeigen die Relevanz dieser Vernetzung auf. Der Ausbau der Synergien ist aber nicht nur für die Finanzierung von Windparks relevant, sondern sie kann auch auf die Finanzierung von Infrastruktur für die Nutzung von Wasserstoff oder die Nutzung von Carbon Capture and Storage übertragen werden und es deshalb insgesamt für die Finanzierung der digitalen und klimaneutralen Transformation von höchster Relevanz.


Ansprechpartner:in