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Das Hotel Der Brabander in Winterberg legt viel Wert auf Energiesparen. Deshalb hat der niederländisch-deutsche Familienbetrieb in vielen Bereichen investiert. Im Interview erklärt Management Director Danny Meurs, wie die nachhaltige Transformation schrittweise gelingt. 

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Setzt auf Digitalisierung und nachhaltige Transformation: Danny Meurs, Geschäftsführer der Hotels Der Brabander. (Foto: Privat)
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Herr Meurs, Ihr Hotel steht in Winterberg. Wenn es durch den Klimawandel wärmer wird, werden sich auch Wintersportorte im Mittelgebirge – trotz aller Erfolge bei der technischen Schneeerzeugung – anpassen müssen. Wie sehen Sie diese Transformation?

Die läuft bereits. Winterberg ist längst ein Ganzjahres-Ziel für Biker, Wanderer und Familien. Wir haben eine Winterberg-Card-Plus im Ort, in der man in den Monaten von April bis Oktober mehr als 50 Angebote kostenlos nutzen kann. Und im Hotel bieten wir unseren Gästen unter anderem einen großen Wellnessbereich. Letztes Jahr haben wir außerdem die zum Hotel gehörende Skihütte so umgebaut, dass wir sie das ganze Jahr über nutzen können. 

Als Hotel legen Sie großen Wert auf Nachhaltigkeit. Wann haben Sie sich auf den Weg der nachhaltigen Transformation gemacht? 

Das Lustige ist, dass Nachhaltigkeit schon immer einen hohen Stellenwert für uns hat. Nur nannte man das früher nicht nachhaltig, sondern energieeffizient. Ein Beispiel: Als wir vor neun Jahren planten, einen großen Pool zu bauen, haben wir uns gefragt, wie wir ihn kostengünstig beheizen können. Da kam die Idee auf, zwei Blockheizkraftwerke zu bauen – das haben wir dann gemacht. Heute kann man das als nachhaltige Transformation verstehen, aber der erste Schritt war der Energiespargedanke.

Machen wir’s mal konkret: Welchen Brennstoff verwenden Sie für die Heizkraftwerke – Gas, Holzpellets, Pflanzenöl? 

Die Blockheizkraftwerke werden mit Gas betrieben. Die Kosten sind ungefähr gleich hoch als wenn wir den Strom einkaufen würden, aber der große Vorteil ist die Hitze, die entsteht. Die können wir dann nutzen. 

Reicht denn die Energie der Blockheizkraftwerke für Pool und Sauna? Oder müssen Sie noch weitere – fossile – Energiequellen für die Wärmeerzeugung anzapfen? 

Natürlich reicht das nicht ganz aus um den Pool zu heizen, aber einen Großteil der Monate kommen wir damit aus.

Haben Sie schon mal über eine Wärmepumpe als Ergänzung nachgedacht?

Da wir historisch gewachsen sind und wir nicht nur ein Haus, sondern acht „alte“ Gebäude haben, ist das fast nicht machbar. 

Sie haben ein Programm im Haus, mit dem sie Gästen erklären, was sie in Sachen Nachhaltigkeit tun. Es heißt auf Niederländisch: „Wat wij doe met groen”, auf Deutsch: „Was wir mit Grün tun”. Was tun Sie denn alles – neben den Blockheizkraftwerken? 

Zum Beispiel haben wir unser Beleuchtungskonzept auf LED umgestellt – und zwar schon 2006. Zum einen aus Energiespargründen, zum anderen, weil wir mit dem farbigen Licht ein schönes Ambiente für unsere Gäste kreieren wollten. Und wir haben eine Verbundkälteanlage angeschafft. 

Was verbirgt sich dahinter?

An die Anlage angeschlossen sind alle Kühl-Kreisläufe im Haus. Wir bündeln die dabei entstehende Wärme und heizen damit etwa das Wasser, mit dem unsere Gäste duschen. Wir haben auch intelligente Thermostatknöpfe in allen Zimmern angeschafft und smarte Fensterkontakte. Beide sind mit unserem Reservierungssystem verbunden: Wenn Gäste einchecken, geht nun automatisch die Heizung auf dem reservierten Zimmer an, und sobald sie auschecken, wieder aus. Genauso ist mit dem Fenster: Das Problem „Heizung auf 5, Fenster auf“ gibt es bei uns nicht mehr. Sobald ein Fenster offensteht, geht die Heizung automatisch aus. 

Lassen Sie uns bei der ökologischen Nachhaltigkeit bleiben. Was spielt da in Ihrem Hotelbetrieb noch eine Rolle? 

Eine große Investition in die ökologische Nachhaltigkeit war die in unsere Riesen-Photovoltaik-Anlage: Wir produzieren heute mit 90 Platten auf unseren verschiedenen Dächern grünen Strom. 

Wie viel Energie erzeugen Sie damit? Und haben Sie auch einen Stromspeicher? 

Wenn die Wetterbedingungen stimmen, dann schaffen wir zirka 40 kWh damit. Wir brauchen aber auch in einer Ruhephase – nachts wenn alles aus ist – schon 40 kWh, deswegen haben wir keinen Speicher, sondern es fließt alles direkt ins Haus.

Können Sie sagen, wie autark das Hotel in der Stromerzeugung inzwischen ist? Also: Wie viel Prozent des Stroms müssen Sie noch aus dem Netz beziehen? 

Wir machen sehr viel, aber es passiert auch enorm viel bei uns. Wir brauchen jährlich ca. 550.000 kWh Strom vom Netz zusätzlich. 

In einem Hotel mit Restaurant gibt es noch weitere Hebel für Nachhaltigkeit. Wie gehen Sie zum Beispiel mit Speiseresten um? 

Als wir 2018 die Küche komplett umbauen wollten, haben wir hier nach einer nachhaltigen Lösung gesucht – und gefunden. Wir haben einen großen Bio-Tank gebaut: Über ein Rohr gelangt unser Biomüll nun in diesen Tank unter der Erde. Eine Firma leert ihn regelmäßig und verwertet die Abfälle in einer Biogasanlage in der Region. Ein ganzes Dorf wird mit Biogas aus unseren Abfällen beheizt! So schauen wir bei allem, was wir machen, darauf, ob es auch nachhaltig geht. 

Welche Chancen sehen Sie in der nachhaltigen Transformation? Ist das auch ein Plus im Werben um Gäste?

Die Chancen für uns sehe ich ganz klar beim Thema Energiesparen. Ob unsere Gäste unser Engagement wertschätzen, weiß ich gar nicht. Gerade beim Thema Urlaub entscheiden doch oft andere Dinge. Ich persönlich finde jeden Schritt in Richtung Nachhaltigkeit wichtig. Allerdings gibt es eine Einschränkung: Es darf nie auf Kosten des Gastes gehen. Zum Beispiel ist unser Außenpool mit 30 Grad beheizt. Man könnte auch bei 28 Grad schwimmen, und das würde uns eine Menge Energie sparen. Aber das wäre für unsere Gäste nicht angenehm, also lassen wir es. 

Wie finanziert Ihr Betrieb Investitionen in die nachhaltige Transformation? 

Bislang haben wir alles mit Eigenkapital stemmen können. Eine Ausnahme war der Umbau der Skihütte im letzten Jahr. Dafür brauchten wir ein Darlehen von der Bank – der Umbau war allerdings eher eine Erweiterung. Es kommt immer mal wieder vor, dass wir ein Darlehen von der Bank bekommen, wenn wir größer umbauen. Aber die Investitionen, die wir in die Nachhaltigkeit gemacht haben in den letzten Jahren – wie etwa die PV-Anlage –, haben wir bislang mit Eigenkapital gemacht. 

Hat die Bank auch nach dem Thema Nachhaltigkeit gefragt?

Ja, wir haben zusammen mit unserem Berater einen Bericht dazu ausgefüllt. Unsere Bemühungen um Nachhaltigkeit haben sich positiv auf die Konditionen ausgewirkt. 

Was heißt das konkret – gab es einen geringeren Zinssatz oder erhöhte es die Chancen auf eine Bewilligung? 

Bisher ist bei uns nie etwas nicht bewilligt worden. Das liegt aber nicht an der Nachhaltigkeit, sondern an den restlichen Zahlen. Es gibt eine Art Rating, in dem viele Dinge eine Rolle spielen – unter anderem die Nachhaltigkeit. 

Haben Sie bei einer Investition in die Nachhaltigkeit schon mal von Fördermitteln profitiert?

Natürlich versuchen wir, Förderungen mitzunehmen. Aber im Detail ist es manchmal kompliziert. Wir haben zum Beispiel in sechs Wallboxen für die E-Autos unsere Gäste investiert. Die Förderung gibt es allerdings nur, wenn die Wallboxen zu 100 Prozent mit Grünstrom betrieben werden. Das konnten wir nicht nachweisen: Wir haben einen Makler, der für uns einen Strom-Mix einkauft – darunter sehr viel, aber nicht nur Grünstrom. Und obwohl die Wallboxen nur einen kleinen Teil unseres Verbrauchs ausmachen, hätten wir die Förderung nicht bekommen.  

Wir haben viel über die ökologische Nachhaltigkeit gesprochen. Was sind Ihre Ziele bei den anderen ESG-Kriterien – Social und Governance? 

Bei Social geht es um unsere Mitarbeiter. Hier setzen wir uns sehr für Diversität und Integration ein. Wir beschäftigen aktuell Menschen mit 16 verschiedenen Nationalitäten – nicht nur wegen des Fachkräftemangels, sondern aus Überzeugung. Wir alle wollen, dass sich Immigranten bei uns integrieren. Die Hürde, dass jemand erst Deutsch lernen muss, gilt bei uns nicht: Ich bin überzeugt, dass man eine Sprache oft am besten bei der Arbeit lernt. Deshalb helfen wir unseren Mitarbeitern bei der Verständigung im Alltag und unterstützen sie parallel finanziell bei Sprachkursen. 

Welches nachhaltige Geschäftsmodell strebt Ihr Unternehmen an und was sind die Schritte bis dahin?

Wir haben keine konkrete Strategie, die wir auf dem Reißbrett geplant hätten. Wir schauen vielmehr bei jedem Schritt, ob wir ihn auch nachhaltig machen können. So war es beim Umbau der Skihütte und bei der Anschaffung der Verbundanlage. Das würde ich auch anderen Unternehmen empfehlen: Schritt für Schritt schauen – was ist möglich? Und: sich informieren! Wir haben schon jetzt eine sehr gute Basis. Aber es gibt sicher noch viele Stellschrauben, die ich nicht kenne. Deshalb gehe ich zum Beispiel auf Messen, um Neues zu erfahren. 

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Zum Unternehmen

Das Ferienhotel Der Brabander ist ein Familienbetrieb in Winterberg im Sauerland. Gegründet 1986 von den Niederländern Rob und Marja Meurs, führt es heute ihr Sohn Danny Meurs zusammen mit seinem Bruder Roy und der Rest der Familie in der zweiten Generation. Zum Unternehmen gehören nicht nur 380 Gästebetten, sondern auch eine Après-Ski-Hütte, ein Pfannkuchenhaus und eine eigene Skischule. Der Nachhaltigkeit fühlt sich der Betrieb, für den in der Wintersaison schon lange verpflichtet:  Seit 2018 trägt Der Brabander das Zertifikat „Nachhaltiges Reiseziel“ von Tourcert.

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Die Skisprungschanze in Sichtweite: Das Hotel Der Brabander lockt im Winter Skitouristen und im Sommer Familien, Wanderer und Biker. (Foto: Privat)
90 Platten auf den Dächern: Das Hotel produziert einen Teil seines Stroms klimaneutral selbst. (Foto: Privat)

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